Ulrich von Württemberg

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Charles wiederum ehelicht Lady Diana und zeugt mit ihr 2 Kinder, aber über all diese Jahre hinweg führt er seine Beziehung zu Camilla fort ...

Ulrich von Württemberg
Ulrich von Württemberg

Das Leben des Ulrich von Württemberg stand von Beginn an unter keinem guten Stern. Am 8. Februar 1487 geboren, stirbt seine Mutter wenige Tage später an den Folgen dieser Geburt. Sein Vater ist zu diesem Zeitpunkt schon merklich geisteskrank, und so kommt der Junge im Alter von 2 Wochen in die Obhut des damaligen Herzogs von Württemberg, ein Cousin des leiblichen Vaters.
Der Herzog nimmt den Jungen an Kindes statt an, aber wohl nicht aus echter Zuneigung, sondern nur, um die Erbfolge des Hauses Württemberg zu sichern. Ulrich wird von Erzieher zu Erzieher weitergereicht und er entwickelt sich zu einem dicken, wehleidigen - wahrscheinlich einfach unglücklichen - Jugendlichen. Seine nächsten Erzieher versuchen dem entgegen zu wirken mit eiserner Disziplin, auf seinem Stundenplan stehen ab jetzt Kriegsführung statt Latein und Musik, sowie Reiten und Jagen als einem zukünftigen Herzog angemessene Sportarten. Und vor allem an der Jagd scheint der junge Ulrich wirklich Gefallen gefunden zu haben, wie zeitgenössische Quellen berichten.

Im Jahre 1498, Ulrich ist also jetzt 11 Jahre alt, wird er mit der sechsjäährigen Sabine von Bayern verlobt. Die Verlobung erfolgt auf Initiative ihres Onkels, des damaligen Kaisers Maximilian I, und wird mit einem Heiratsvertrag besiegelt.

In den folgenden Jahren wächst Ulrich zu einem einigermaßen stattlichen jungen Mann heran, der sich mittlerweile auch bei Hofe angemessen zu benehmen weiß. Im Alter von 16 Jahren kann er dadurch Kaiser Maximilian überzeugen, ihn für volljährig zu erklären. Damit übernimmt er von seinem einige Jahre zuvor verstorbenen Adoptivvater das Herzogtum Württemberg.
Sein Volk steht dem jungen Herzog zunächst sehr wohlwollend gegenüber, aber die positiven Erwartungen werden schnell enttäuscht. Dies liegt vor allem an Ulrichs katastrophaler Wirtschaftspolitik. Er treibt die Steuern in seinem Land derart in die Höhe, dass vor allem das niedrigere Volk über kurz oder lang an den Rand des Ruins gerät.

Irgendwann in dieser ersten Zeit seiner Regentschaft lernt Ulrich von Württemberg Ursula, die Tochter seines Hofmarschalls Konrad Thumb von Neuburg, kennen und lieben. An dieser Liebe änderte sich auch in den nächsten Jahren nichts, häufig besucht er sie im Haus ihres Vaters.
Doch sein Heiratsvertrag mit Sabina von Bayern ist bindend, und ein Zerwürfnis mit dem Kaiser will er damals nicht riskieren. So wird im März 1511 in Stuttgart die Ehe zwischen Ulrich und Sabina geschlossen. Glücklich wird der Herzog mit seiner Braut wohl nie gewesen sein, ist sie doch sowohl äußerlich als auch vom Wesen her das Gegenteil seiner geliebten Ursula: Sabina von robuster Figur, burschikos, aufbrausend, eigenwillig und mit scharfer Zunge, Ursula hingegen zart und fraulich, äußerst charmant und liebenswürdig.
Jedenfalls setzt er seine regelmäßigen Besuche bei Ursula auch nach seiner Hochzeit unverändert fort. Daran änderte sich auch nichts, als sie schließlich ebenfalls heiratete. Ihr Ehemann Hans von Hutten dient seit vielen Jahren als Stallmeister am Hof des Herzog, längst sind Ulrich und er unzertrennliche Freunde geworden.
Diese Freundschaft zerbricht, als Hans von Hutten den Herzog wegen der häufigen Besuche bei seiner Frau zu Rede stellt und droht, mit seiner Frau Stuttgart für immer zu verlassen. Ulrich von Württemberg reagiert hierauf für einen Herzog ziemlich unangemessen: Er kniet vor seinem Stallmeister nieder und fleht ihn an "zu gestatten, seine eheliche Hausfrau weiter lieben zu dürfen, er könne, wolle und möge es nicht lassen". Hans von Hutten lehnt dieses Ansinnen natürlich ab. Er verpflichtet sich aber gegenüber seinem Herzog, über den peinlichen Vorfall Stillschweigen zu bewahren.
Doch schon bald kommt Ulrich von Württemberg zu Ohren, dass Hans von Hutten dieses Versprechen gebrochen und die Geschichte sowohl im Freundes- als auch im Verwandtenkreis herumerzählt hat, so dass sie mittlerweile am ganzen Hof bekannt ist. Dadurch fühlt sich der Herzog nicht nur gedemütigt, sondern auch lächerlich gemacht, was er als Angriff auf seine Ehre empfindet. In unbändiger Wut stellt er seinen Stallmeister zunächst öffentlich zur Rede, er nennt ihn einen "treulosen, verräterischen Fleischbösewicht, der so übel an ihm gehandelt habe wie Judas an seinem Herrn".
Hans von Hutten ahnt, dass sich die Wut des Herzogs nicht so bald legen würde. Auch auf Anraten seiner besorgten Familie bittet er deshalb am 6. Mai 1515 um seine Entlassung. Doch statt über dieses Entlassungsgesuch zu entscheiden, lädt Ulrich ihn ein zu einem Jagdritt in den Böblinger Forst am folgenden Tag. Trotz einiger Bedenken stimmt Hans von Hutten zu.

Am Morgen des 7. Mai 1515 erscheint der Herzog gepanzert und wohlgerüstet, Hans hingegen nur mit einem Degen bewaffnet auf einem kleinen, unscheinbaren Pferdchen. Während des Ritts schickt Ulrich alle seine anderen Begleiter voraus, so dass er schließlich mit seinem ehemaligen Freund Hans von Hutten alleine zurück bleibt.
Wahrscheinlich kommt es nun erneut zum Streit zwischen den beiden Männern. Jedenfalls erhebt Ulrich von Württemberg plötzlich sein Schwert gegen seinen quasi wehrlosen Stallmeister. Hans von Hutten stirbt an mehreren Stichwunden, von denen einige von hinten zugefügt wurden - offensichtlich hat er noch versucht, auf seinem kleinen, langsamen Pferd vor dem gut berittenen Herzog zu fliehen.
Nach der Tat schlingt Ulrich dem Toten einen Gürtel um den Hals und knüpft diesen an einen Degen, den er anschließend so in den Boden rammt, dass es aussieht, als sei Hans von Hutten mit diesem Gürtel erhängt worden.
Dazu muss man wissen, dass der Galgen damals eine ehrlose Strafe bedeutete, eine Strafe, von der Adelige - wie es ja auch Hans von Hutten war - grundsätzlich verschont blieben. Heutzutage ist es schwer vorstellbar, aber damals löste die "Begnadigung" eines zum Tode Verurteilten vom Tod am Galgen zum Tod durch Enthaupten bei diesem und seinen Angehörigen überschwängliche Freude und Dankbarkeit aus. Denn während Gehängte nach ihrem Tod einfach irgendwo verscharrt wurden, manchmal zur Abschreckung auch zunächst einmal einfach hängen gelassen wurden, sicherte der Tod durch Enthaupten ein ehrbares Begräbnis.
Ulrich von Württemberg wollte durch diese Tat also Hans von Hutten im Tod noch entehren, so wie dieser ihn zuvor entehrt hatte.
Angehörige der Jagdgesellschaft, die den Toten schließlich finden, berichten, dass Ulrich seine Tat zunächst für vollkommen gerechtfertigt hält. Als Herzog war er auch oberster Richter über sein Volk, und seiner Meinung nach hatte er die gerechte Strafe über Hans von Hutten verhängt und vollstreckt.
Doch sowohl der Adel als auch das einfache Volk in Deutschland sieht dies anders. Schnell wird die Geschichte im ganzen Land bekannt und löste überall Abscheu, Entsetzen und Empörung aus. 18 Grafen und Edle sagen sich nach der Tat aus seinen Diensten los. Seine Frau Sabina verlässt ihn, womit Ulrich nun ihre Brüder, Herzöge in Bayern, und insbesondere auch ihren Onkel, Kaiser Maximilian, als Gegner hat.
Der Kaiser erklärt Ulrich von Württemberg schließlich im Jahr 1516 zum Geächteten. Er muss sein Land für 6 Jahre verlassen und einem vom Kaiser eingesetzten Regierungsrat überlassen. Weiter muss er an die Familie des ermordeten Hans von Hutten eine Entschädigung zahlen, erst danach wird die Ächtung wieder aufgehoben.

Ulrich von Württemberg versucht zunächst, dieser seiner Strafe zu entgehen, indem er seine Bauern zu einem Aufstand gegen den Kaiser aufwiegeln will. Doch diese Idee kann eigentlich nur als weiteres Indiz dafür gewertet werden, dass der Herzog sich ein vollkommen falsches Bild von der Realität machte. 2 Jahre zuvor hatte er einen Aufstand seiner unzufriedenen Bauern mit äußerster Brutalität niederschlagen lassen. Und nun versucht er also, eben diese Bauern zu einem neuen Aufstand - diesmal sogar gegen den Kaiser - anzustacheln.
Dieser Plan ist natürlich von Anfang an zum Scheitern verurteilt, so dass sich Ulrich schließlich dem Kaiser beugen und sein Land verlassen muss.

Nach seiner Rückkehr aus der Acht setzt Ulrich von Württemberg seine Herrschaft mit einem wahren Schreckensregiment fort. Jede Opposition wird mit Gewalt unterdrückt. Adelige, die sich kritisch über den Herzog äußern oder ihm auch einfach nur zu mächtig erscheinen, werden verhaftet, grausam gefoltert und schließlich wegen irgendwelcher angeblicher Verbrechen verurteilt und hingerichtet. Selbst der Vater seiner einstigen Geliebten, Konrad Thumb von Neudorf, kann sich nur durch Flucht seiner Verfolgung entziehen.
Aber auch das einfache Volk hat unter seinem Terror zu leiden. Der Herzog führt sich als gnadenloser Richter auf, wahrscheinlich, um einen möglichen neuen Aufstand gegen ihn schon im Keim zu ersticken. 


Nach dem Tod Kaiser Maximilians legt sich Ulrich von Württemberg auch mit seinem Enkel und Nachfolger, Kaiser Karl V, in den folgenden Jahren immer wieder an. Er überfällt Städte außerhalb seines Herrschaftsbereichs und versucht so, sein Einflussgebiet dauerhaft zu vergrößern. Damit sorgt er für permanente Unruhe in Land des jungen Kaisers.
Doch diese Eroberungszüge sind wenig erfolgreich, denn durch den Mord an Hans von Hutten hat er sich viele Feinde geschaffen. So finden sich  jeweils sehr schnell einige andere Fürsten, die mit ihren Truppen den überfallenen Städten zur Hilfe eilen. Ulrich muss wiederholt aus Württemberg fliehen und wird ein zweites Mal zum Geächteten erklärt.

Dieses ewige Hin und Her endet endgültig erst mit dem Tod des Herzogs am 6. November 1550. Insbesondere bleibt bis dahin die Angst vor seinem Terror - zuletzt verstärkt auch gegen die katholische Kirche gerichtet - für sein Volk allgegenwärtig, so dass die Nachricht von seinem Tod allgemein eher mit Erleichterung aufgenommen wird.


9. 8. 2003
Petra Hannebauer



Quelle: Gustav Radbruch / Heinrich Gwinner "Geschichte des Verbrechens"
K. F. Koehler Verlag Stuttgart, 1951